Ein Gastartikel von Katharina Tolle.

Gastartikel mit unbezahlter Werbung

Mit dem Buch Boo und der Zaubernebel wollen Mirjam Rögner-Schneider und Martin Rademacher Kindern Entspannung und Meditation näher bringen.

Unsere Erfahrung mit dem Buch war eine ganz eigene Art der Selbstreflexion, über die ich hier berichten möchte.

Worum geht es?

Das Buch besteht aus verschiedenen Abschnitten:

Neben den eigentlichen Fantasiereisen (die meine Kids mittlerweile übrigens Entspannungsgeschichten nennen) gibt es auch Meditationen und vorne weg eine Einleitung, in der der Sinn von Meditation erklärt wird. Außerdem gibt es einen Vorschlag, wie Eltern das Buch einsetzen sollten. Außerdem wird kurz die zum Buch passende App vorgestellt, die wir allerdings nicht nutzen.

In den einzelnen Fantasiereisen nimmt ein kleiner Zauberaffee, Boo, das angesprochene Kind mit auf eine Reise. Der Affe nutzt den Zaubernebel, um mit dem Kind an andere Orte zu reisen. Dort erleben die beiden zusammen kleine Abenteuer, die immer einen bestimmten Charakterzug hervorheben. Die Kernaussage jeder Geschichte steht übrigens bereits im Inhaltsverzeichnis unter dem Titel der Geschichte, so dass es leicht fällt, eine bestimmte Geschichte wiederzufinden. „Ich bin sicher und beschützt.“ „Ich bin aufmerksam“ und „Es ist schön, dass es mich gibt. Ich bin etwas Besonderes“, steht da zum Beispiel.

Während die Fantasiereisen immer mit Boo und dem Zaubernebel anfangen und zwischen sieben und zehn Seiten lang sind, sind die Meditationen kürzer. Boo kommt hier gar nicht vor. Die Meditationen sind tatsächlich eher wie klassische Meditationen gehalten: „Atme dreimal ganz tief in deinen Bauch ein und aus.“ Sie richten sich thematisch nach den Geschichten, so gibt es beispielsweise eine Selbstliebe-Mediation passend zur Geschichte „Ich bin etwas Besonderes“.

Das Vorlesen der Fantasiereisen dauerte um die zehn Minuten; die Meditationen sind kürzer und damit auch gut als Einstieg für Kinder geeignet, die bisher mit Meditationen keine Erfahrung haben. Insgesamt gibt es neun Geschichten und je eine dazugehörige Meditation.

 

Meine Meinung – und die Meinung meiner Kinder

Mir ist klar, dass meine Kids in ihrem Alltag nicht immer so runter kommen können, wie es sinnvoll wäre. Mir geht es da ja ganz ähnlich. Also dachte ich mir: Hey, wenn wir abends so oder so immer vorlesen, könnte ich doch auch mal ein Entspannungsbuch lesen statt eines Weltraumabenteuers.

Neue Bücher stehen bei uns so oder so hoch im Kurs, insofern war es einfach, die Jungs zum Ausprobieren zu motivieren.

Wir fingen mit der ersten Geschichte an, weil diese erklärt, wer Boo ist und wie der Zaubernebel funktioniert (das war im Einleitungskapitel dankenswerterweise auch so vorgeschlagen worden). In der Geschichte reist das Kind mit Boo in die Savanne und lernt einen alten Löwen kennen, der sich selber nicht mehr als Teil der Gemeinschaft sieht. Als jedoch drei Löwenkinder verloren gehen, rettet der alte Löwe die Situation durch sein lautes Gebrüll. Fazit der Geschichte: Wir alle sind wertvoll, und wir alle werden geliebt.

Die Geschichten sind einfach erzählt und dauern beim Vorlesen etwa zehn Minuten. Ich fand sie angenehm: Die Atmosphäre ist ruhig, der Spannungsbogen nicht zu steil und die Beschreibungen bildhaft.

Meine Söhne fanden sie dagegen eher langweilig. Wer den kleinen Major Tom oder auch den Drachen Kokosnuss gewöhnt ist, erwartet wohl irgendwie auch ein wenig mehr Spannung bei alten Löwen.

Nun ja, danach schliefen sie beide normal ein.
In den nächsten Tagen bot ich immer mal wieder an, aus dem Zaubernebelbuch zu lesen. Der Große (6 Jahre alt) war einverstanden. Der Vierjährige wollte viel lieber andere Bücher lesen.

Ich las dann manchmal nur für den Großen und manchmal lies sich der Kleine überreden, auch zuzuhören.

Vor einigen Wochen schrieb ich noch: Ich als Mutter stelle mir natürlich die Frage, wie viel von dieser Abneigung Sozialisierung und Gewöhnung ist und ob sie sich nach einiger Zeit besser mit dem Buch anfreunden werden. Ich werde sie aber nicht drängen. Es liegt bei den anderen Büchern, sichtbar in der ersten Reihe, und wenn sie möchten, lese ich daraus vor.
Nun sind wir ein paar Wochen weiter und haben tatsächlich immer mal wieder aus dem Buch gelesen. Es ist kein festes Ritual geworden. Vielmehr suchen sich meine Söhne mittlerweile sehr bewusst die Momente aus, in denen sie eine Entspannungsgeschichte hören möchten. Diese Momente liegen mal relativ dicht an einander; dann wieder machen sie eine lange Pause. Ich habe versucht, ein Muster darin zu finden (jap, ich liebe es, Dinge zu analysieren…), aber bisher habe ich noch keines entdecken können. Mal wollen sie eine Geschichte nach einem aufregenden Tag, mal nach einem ruhigen Tag.
Ich lasse sie. Von ihnen die Entspannung auf eine gewisse Weise einzufordern, hilft ja doch nichts.

Meine Tochter, die zweieinhalb Jahre alt ist, schaut sich übrigens sehr gern die bunten Bilder mit mir an. Die Bilder sind in der Tat sehr schön gestaltet. Häufig sind Tiere abgebildet; meist werden auch Boo und ein Kind gezeigt. Übrigens trägt das Kind sehr geschlechtsneutrale Kleidung und hat auch einen ziemlich unspezifischen Haarschnitt, so dass sich hoffentlich jedes Kind darin wieder findet. [Das Kind hat eine helle Hautfarbe. Die Identifikation von Kindern mit anderer Hautfarbe ist also schwieriger; ebenso geht es vermutlich Kindern mit körperlichen Einschränkungen. Ich weiß nicht, wie man dieses Problem hätte lösen können. Mir ist aber bewusst, dass es ein Problem ist. -> Mehr dazu

Ein kleiner Einblick ins Buch.

Fazit

Ich hatte das Buch gekauft, weil ich mir wünsche, dass meine Kinder Ruhe finden. Beim Vorlesen des Buches wurde mir dann allerdings klar: Nur, weil etwas für mich funktioniert, muss es nicht für meine Kids funktionieren.

Die Jungs entspannen auch. Aber nicht immer brauchen sie dafür eine Fantasiereise. Sie liegen einfach auf dem Boden und träumen. Oder sie rennen durch den Rasensprenger und lassen mit jedem Tropfen auch ihren Stress abfallen. Sie sitzen stundenlang konzentriert im Buddelkasten, auf einem Schneeberg oder vor dem neuen Puzzle. Dann sind sie in ihrem eigenen Zaubernebel; in ihrer eigenen Blase.

Ich habe beschlossen, sie aus dieser Blase nicht mutwillig herauszuholen, um sie zu einer mir wohlfeilen Meditation zu bewegen. In einer solchen Situation hörten sie vielleicht die Worte, aber die Wirkung bliebe wohl aus. Die Meditationen und Fantasiereisen aus dem Buch sind gut gemacht und hilfreich – aber sie sie kein Allheilmittel. Insofern empfehle ich das Buch durchaus; allerdings eher für Schulkinder statt für jüngere Kinder; und auch nicht unbedingt als einzige Option, zur Ruhe zu finden. Denn jedes Kind ist anders. Dass etwas für das eine Kind funktioniert, garantiert nicht, dass es für alle gut ist.

Eigentlich hätte mir das auch vorher klar sein können. Vielleicht hätte ich vorher darüber meditieren sollen…

Möchtet ihr mehr von Katharina lesen?

Katharina Tolle ist Mama dreier Wuselkinder und eines Sternenkindes. Beruflich schreibt sie Sachbücher und Auftragstexte, besonders Geburtsgeschichten und Schwangerschaftstagebücher. Privat liebt sie es, Bücher zu lesen und über diese Bücher zu schreiben. Nicht immer geht es dabei um Geburten. Immer geht es aber darum, was uns diese Bücher für unseren Alltag mit auf den Weg geben. Andere rezensierte Bücher findest du zum Beispiel auf ihrem Blog.

Möchtest du das Buch für dich und deine Kinder kaufen?

Dann nutze doch gerne den folgenden Affiliate-Link um meine Arbeit zu unterstützen.

*Affiliate-Link: Du bezahlst das Gleiche – und ich erhalte eine kleine Provision von Amazon.

Copyright der Bilder: Katharina Tolle, mit Genehmigung des Verlags: Nova MD GmbH & BuddhaBoo